Ein Resümee

Heute vor einem Monat bin ich wieder in Berlin gelandet und nach vier Wochen zurück in der Hauptstadt wird es wirklich Zeit für einen abschließenden Rückblick auf Laos.

Mein bester Moment:

Puh, da gab es so einige. Aber meine zwei Favoriten waren wohl diese: In die Top Liste hat es – und das wird euch nicht wundern – natürlich ein Outdoor-Moment geschafft. Kein konkreter, sondern das allgemeine Bauchgefühl der Gibbon-Tour (s.Archiv). Ich liebte die Baumhäuser, das rasende Fliegen entlang der Ziplines, die Waldgeräusche und das satte Grün um mich herum. Daran können auch die Blutegel nichts ändern. Wenn ich draußen bin und laufe, scheint es immer ein bisschen so, als schwebt mein emsiger Ratterkopf ein Stückchen hinter mir und als öffnet sich meine Brust und mein Herz (jipp, das könnte rein physiologisch an dem angestrengten Schnaufen liegen, aber lasst mir ein bisschen philosophischen Kitsch!). In solchen Momenten erlebe ich pure Freiheit und die ewige Getriebenheit fällt von mir ab. Hallelujah, es wird wieder höchste Zeit für das nächste Wander-Abenteuer merke ich gerade…

Und der zweite Favorit geschah in meinem Klassenzimmer beim NFEDC:

Eine meiner Schülerinnen, die zu Beginn nicht einmal das englische Alphabet konnte, war an der Tafel und plötzlich brach der erste, vollständige Satz aus ihr heraus. Ich werde ihn wohl nie vergessen können. Die Stirn zu konzentrierten Furchen verzogen, sagte sie langsam „I ….like … BANANAAAAS!“ und dann strahlte sie über beide Ohren, von Stirn bis Kinn und Kopf bis Fuß und wiederholte die drei Worte nochmal schneller und lauter während sie begeistert nickte. Und als ich ihr lachend zu verstehen gab, dass es richtig war, da umarmte sie mich und hopste mit glänzenden Augen ein bisschen auf und ab während die ganze Klasse applaudierte. Es ist schön zu sehen, wenn man andere Menschen bewegt und tatsächlich etwas verändert. Besagte Schülerin versäumte fast keine meiner Klassen und konnte am Ende der 3Monate übrigens noch viel mehr ausdrücken als ihre Liebe zu den krummen Südfrüchten.

Mein miesester Moment:

Definitiv meine Krankheit zu Beginn. Ich war schlapp, krebste im Bett herum, hatte ein schlechtes Gewissen so früh schon auszufallen und sowieso und überhaupt HASSE ich es einfach, ausgebremst zu werden. Ich erspare euch Details, aber schön war meine Asien-Taufe nicht und ich brauchte ziemlich lange, um mich wieder zu erholen.

Was ich leider nicht mehr geschafft habe:

Gerne hätte ich noch einen Trip nach Luang Prabang unternommen, eine der wohl schönsten Städte in Laos. Aber es war zeitlich einfach nicht mehr drin und als ich mich zwischen der Gibbon-Tour und der alten Tempelstadt entscheiden musste, fiel meine Wahl doch ziemlich schnell auf das größere Naturerlebnis. Auch hatte ich zu Anfang noch vorgehabt, bei Gelegenheit kurz nach Thailand oder Vietnam rüber zu fahren, aber dann ließ mein Visum das gar nicht zu und – again – war die Zeit sowieso zu knapp bemessen. Aber unterm Strich bin ich sehr zufrieden mit dem, was ich erreicht und gesehen habe. Und – vorsicht, jetzt setzt es ein gutes, deutsches Sprichwort: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. I’ll be back, Southeast Asia.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Rückkehr mir dieses Mal weit weniger schwerfiel als nach etwa Australien oder Norwegen. Woran das liegt? Ehrlich gesagt bin ich noch dabei, es herauszufinden. Ich glaube, es ist eine Mischung aus Folgendem…

1d0d8c82152329075f4931e9e9621ec11.) Mich empfing ein wirklich goldener Herbsttag in Kombination mit einer grinsenden (wie immer großzügig verspäteten) Anneke samt Begrüßungs-Mate in der perfekt manikürten Hand. Normalerweise komme ich zurück und Berlin stinkt, motzt und überfällt mich. Dieses Mal jedoch kam mir die Luft erfrischend und sauber vor, das bunte Herbstlaub hat mich noch nie mehr entzückt und ich wurde nicht ein einziges Mal angepöbelt! Nach 3Monaten bei über 30Grad und perverser Luftfeuchtigkeit, Smog und Staub freute ich mich nun wirklich sehr darauf, mich mit einem Tee und dicken Wollsocken unter meine kuschlige Winterdecke einzumuckeln. Ja, ich bin eigentlich ein Sommerkind und friere so schnell wie eine kleine Wüstenmaus; aber ich habe auch deutlich gemerkt, dass ich kein Tropenkind bin. Zu schlecht schlafe ich bei Hitze, noch schlechter mit Klimaanlage. Zu oft gab mir die Schwüle Kopfschmerzen, zu sehr hatte ich das Gefühl, dass mein Körper es nicht so gut verkraftet. Und hier sind muntere Backpacker-Abenteuer und eine normale 40h+ Woche einfach auch ein Unterschied… Ich würde liebend gern alle deutschen Winter in Südostasien oder anderen warmen Gegenden verbringen, aber unter anderen Umständen und definitiv nicht wieder in einer großen Stadt. Sorry Vientiane, truth be told: you’re a bit lame…

2.) Ich vermisste meine Sport- und Ernährungsroutine! Irgendwie hatte ich über die ganzen 3Monate das Gefühl, dass sich mein Körper nie vollkommen von der Krankheit zu Beginn erholen konnte. Seit ich zurück bin, schlafe ich endlich wieder wie ein Murmeltier, beginne meine Tage mit grünen Power-Smoothies und verfolge meine üblichen sportlichen Aktivitäten. Von Tag zu Tag fühlte ich mich kräftiger und pfiff trotzig dem kalten Herbstwind entgegen. Ich war gut drauf und keine Regenwolke konnte das ändern! Und das wiederum lag vor allem an

3.) der eindrücklichen Lektion zum Thema Privilegien, die Laos mir teilweise in Form von schallenden Erkenntnis-Ohrfeigen erteilte. Ja, das Thema ist kein Neues für mich, aber eingelullt von den täglichen Bequemlichkeiten passiert es mir doch immer schnell, dass ich vergesse, wie gut es mir hier in Deutschland geht. Dass ich vergesse, was für ein verdammtes Privileg es ist, einen deutschen Pass zu besitzen, der mir freie Einreise in nicht weniger als 173 (!!!) Länder dieser Welt beschert. Dass ich vergesse, dass mein Worst-Case Szenario aus Hartz 4 und einer Couch bei Freunden besteht anstatt ernsthafter Armut und Existenzängsten. Dass ich vergesse, dass ich hier für quasi umsonst eine ausgezeichnete Bildung erhalte, deren Abschluss mir weltweit Tür und Tor öffnet. Seit ich zurück bin, verliere ich viel schneller die Geduld mit Menschen, die jeden Tag über ihren achso schliiiiiimmen Alltag meckern und versuche, meine immer kreisenden Gedanken in positive Umlaufbahnen zu zwingen und zu halten. Und bisher klappt es gut. Tatsächlich war ich noch nie so glücklich während eines grauen Berliner Winters. Aber ihr kennt mich, natürlich zieht es mich trotzdem schon wieder weg….

Was du nicht sagst, wo geht es jetzt schon wieder hin?

Oh, da habe ich ganz fantastische Neuigkeiten: Denn schon am 18.12. trete ich meine Reise nach Afrika an! Es wird höchste Zeit für ein Wiedersehen mit Sebastian und einige sneak peeks verrate ich euch jetzt schon: Wandern in den Drakensbergen über Weihnachten und meinen Geburtstag, Reiten in der wilden Hochebene Lesothos, Silvester-Feierei und (Kite-)Surfen in Kapstadt, … Meine Füße kribbeln nur so!

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